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Arbeiterwiderstand

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Zwangsarbeit im Moor, Grafik, Hanns Kralik, 1934

„Moorsoldaten“ – auch aus dem Altkreis Moers

Das Denkmal auf dem Meerbecker Barbaraplatz erinnert besonders an das Schicksal der „Moorsoldaten“ aus dem Bereich des früheren Altkreises Moers. „Moorsoldaten“ werden hier Bergleute und Industriearbeiter genannt, die durch das nationalsozialistische Regime verfolgt und in Konzentrationslager, vor allem im Emsland, deportiert wurden.

Der antifaschistische Widerstand in der Region, organisiert von KPD und SPD, machte das geografische Dreieck Dortmund - Wuppertal/Solingen - Moers zu einem der Schwerpunkte des Widerstandes in Deutschland. Auch aus Moers stammen einige der herausragenden Vertreter des Arbeiterwiderstands. Zu diesen gehörten Johann Esser und Hanns Kralik, deren Familien in Moers lebten und die sich gegen die NS-Diktatur stellten.

 

Die hohe Zahl von Verhaftungen und der gewaltbereite Einsatz der Polizei zeigen, wie ernst die NS-Machthaber die Bedrohung durch die gut organisierte Arbeiterschaft nahmen.

Die Erinnerung an die Moorsoldaten und den Arbeiterwiderstand wird in Moers-Meerbeck durch einen Erinnerungsort wach gehalten, der den Beitrag und das Leid der Arbeiter und Arbeiterinnen würdigt. Dies ist besonders wichtig, da dieser Widerstand in der Vergangenheit lange Zeit vergessen oder ignoriert wurde.

Der industrialisierte südliche Kreis Moers vor der „Machtergreifung“

Der südliche Kreis Moers, insbesondere die Bergarbeiterkolonie Meerbeck-Hochstraß, war in den 1920er Jahren stark von der industriellen Entwicklung im Ruhrgebiet geprägt. Bergbau und Großindustrie prägten nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das soziale und politische Leben. Die Arbeiterschaft organisierte sich in Gewerkschaften und war überwiegend in den Parteien SPD und KPD aktiv.

Während der Reichstagswahl 1928 erzielte die SPD im Kreis Moers mit über 20 % die meisten Stimmen; die KPD folgte mit 13 %. Bis zur Reichstagswahl 1930 stieg die KPD jedoch auf 17,5 %, während die SPD auf 13 % fiel. Diese Verankerung der Arbeiterparteien führte zu einer politisch hoch angespannten Lage in der Region, was die NSDAP veranlasste, ihre Aktivitäten dort zu intensivieren.

Im August 1929 organisierte die KPD in Moers eine antifaschistische Kundgebung, an der Tausende Arbeiter teilnahmen. Diese Demonstration wurde jedoch von 100 - 150 Polizisten und Landjägern aufgelöst, was das enorme Potenzial der Bewegung zeigte.

Mit der Weltwirtschaftskrise und den darauffolgenden Arbeitskämpfen verschärfte sich die Lage: Polizeikräfte begannen, die Arbeiterbewegung gezielt zu überwachen. Ein Schreiben des Regierungspräsidenten an die Polizeibehörden des Kreises Moers von Januar 1931 verdeutlichte die wachsende Bedeutung, die der Überwachung der KPD beigemessen wurde. Mit dem Aufstieg der NSDAP und der Verschärfung der Repressionen gegen die Arbeiterschaft begann eine gezielte Verfolgung von KPD-Mitgliedern und anderen Widerstandsgruppen, was letztendlich zur Inhaftierung vieler Arbeiter aus dem Kreis Moers führte.

Aus dem Altkreis Moers verschleppt

Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 begannen im Kreis Moers massenhafte Verhaftungen. Der Einsatz der Polizei erfolgte systematisch, viele der Festgenommenen wurden ins Emsland deportiert. Bereits bei den ersten Verhaftungswellen waren führende Köpfe der KPD, wie Johann Esser und Blasius Schmid, betroffen. Besonders auffällig war die Konzentration der Verhafteten in Moers-Hochstraß, der Bergarbeiterkolonie, wo viele der aktiven KPD-Mitglieder leben. Weitere Verhaftungen folgten ab dem 1. März 1933, als 91 „Führer der KPD“ aus dem Kreis Moers inhaftiert wurden. Das Netzwerk des Widerstands war so stark, dass die lokalen Haftanstalten schnell überfüllt waren.

Im Sommer 1933 wurden die Verhafteten in Sammeltransporten nach Börgermoor gebracht. Die systematische und brutale Repression zeigte das Ausmaß des Konflikts zwischen NS-Regime und Arbeiterschaft. Insgesamt konnten namentlich bisher 56 Moerser „Moorsoldaten“ identifiziert werden, die in Emslandlagern inhaftiert waren, darunter auch Mitglieder der SPD. Die genaue Zahl der Inhaftierten aus anderen Regionen bleibt unbekannt, die Zahlen verdeutlichen aber die Dimension des Widerstands aus der organisierten Arbeiterschaft.

Verhaftungen und Deportationen im südlichen Kreis Moers

Nach der Machtergreifung wurde die systematische Verhaftung von Mitgliedern der KPD, der SPD und anderen organisierten Arbeitern zur Realität. Mit dem Ermächtigungsgesetz und dem Verbot von Gewerkschaften und Parteien im Jahr 1933 erreichte die Verfolgung ein neues Ausmaß.

Zahlreiche Arbeiter und politische Aktivisten aus dem Kreis Moers wurden verhaftet und deportiert. Besonders die KPD-Mitglieder, die als größte Bedrohung galten, wurden gezielt verfolgt. Die Verhaftungslisten aus dieser Zeit belegen die systematische Repression: 132 Kommunisten, 2 SPD-Mitglieder sowie einzelne andere Parteien wurden allein im März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert.

Bereits im August 1933 fand ein erster Sammeltransport aus dem Kreis Moers nach Börgermoor statt. Zu den prominentesten Deportierten gehörten Johann Esser, der sich aktiv gegen das Regime eingesetzt hatte, und Hanns Kralik. Der Landrat des Kreises Moers bestätigte am 8. August 1933 den Abgang von 24 Schutzhäftlingen nach Börgermoor. Weitere Transporte folgten.

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"Mensch wie stolz das klingt" Trotz alledem!

Grafik, Hanns Kralik, 1934

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Situationsplan des KZ Börgermoor, Zeichnung, Hanns Kralik, 1934

„Hölle im Moor“ – Die Emslandlager 1933–19

Die Konzentrationslager des NS-Regimes im Emsland, darunter das berüchtigte KZ Börgermoor, entstanden 1933 und waren Orte brutaler Unterdrückung und Zwangsarbeit. Bis 1945 wurden dort politische Häftlinge, darunter viele KPD-Mitglieder und Widerstandskämpfer, unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und zur Kultivierung der Moorlandschaften gezwungen. Die Lager waren zunächst Konzentrationslager, dann Strafvollzugslager und schließlich Kriegsgefangenenlager.

Im Lager Börgermoor wurden ab Juni 1933 etwa 1000 Häftlinge interniert, die unter der Bewachung der SS und später der SA litten. Die Gefangenen waren sowohl physischem als auch psychischem Terror ausgesetzt und litten unter den katastrophalen Haftbedingungen.

In den Emslandlagern waren zahlreiche politische Gegner des NS-Regimes inhaftiert, die teilweise aus dem Altkreis Moers stammen. Sie leisteten Zwangsarbeit, meist im Torfabbau, wobei viele an Erschöpfung, Krankheit oder infolge der Misshandlungen starben. Die von den Wächtern durchgeführten Schikanen und die harte Zwangsarbeit machten die Lager zu Symbolen des Grauens.

Einzelne Schicksale und Erinnerungsarbeit

Einige persönliche Berichte der Moerser Moorsoldaten zeigen die brutale Härte, der sie im Lager ausgesetzt waren. Heinrich Schmitz schildert etwa, wie er bei seiner Verhaftung und im KZ Esterwegen misshandelt wurde. Trotz der unmenschlichen Bedingungen organisierten die Häftlinge Formen des Widerstands und versuchten, untereinander Solidarität aufzubauen. Viele kehrten krank oder traumatisiert zurück. Die IG Bergbau hat nach dem Krieg an 22 ermordete Bergleute aus dem Kreis Moers erinnert.

Die Erinnerung an den Arbeiterwiderstand soll die Verfolgten und Ermordeten ehren und ihre Namen bewahren, sie soll aber auch als Mahnung für zukünftige Generationen verstanden werden.

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Moorsoldaten aus dem Altkreis Moers

Literatur

Hecker, Ulrich/Schmidt, Bernhard (Hg.):

Moorsoldaten. Widerstand und Verfolgung von Arbeitern im Altkreis Moers.

Erinnern für die Zukunft e.V., Moers 2023

Weiterführende Informationen zum Lesen oder zum Download:

Moorsoldaten vom Niederrhein

(PDF-Download)

Einzelschicksale

PDF-Download)

Links:

Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager:

https://diz-emslandlager.de/

Gedenkstätte Esterwegen:

https://www.gedenkstaette-esterwegen.de/

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