Denkmal Moorsoldaten
Denkmal
Frank Liebert zur Vorgeschichte:
Als Jugendhilfeträger stehen wir mit unserem Namen „Service Civil International“ in der Tradition der Friedensbewegung und sind in der Verpflichtung unseren Kindern und Jugendlichen zu einer demokratischen Bildung und Teilhabe zu verhelfen. Das leisten wir hier in Moers seit mehr als 40 Jahren in vielfältigen Projekten und Einrichtungen.
Für die Errichtung dieses Gedenkortes war es ein langer Weg, der aber viel Unterstützung erfahren hat, für die ich mich bei allen Beteiligten und Mitstreitern bedanken möchte:
Frank Liebert, sci:moers
An erster Stelle ein Dank an meinen leider verstorbenen Freund Claudio Marchetti aus unserer Partnerstadt Sant Anna di Stazzema in Italien. Als Professor der dortigen Kunstschule hat er mit uns über viele Jahre Jugendbegegnungen an Orten der Erinnerung durchgeführt.
Vor 11 Jahren waren wir wieder einmal mit Schülern auf Spurensuche in Meerbeck und beschäftigen uns mit den Moorsoldaten und dem Autor Johann Esser. Ich erzählte Claudio von der Idee, einen Gedenkort für die Moorsoldaten gestalten zu wollen. Während einer Pause nahm er sein Schnitzmesser, wählte ein paar Holzreste aus unserer Werkstatt und in wenigen Minuten entstand diese Skulpturskizze.
Die damalige Ausschreibung zu einem Ideenwettbewerb erbrachte keine realisierbaren Ergebnisse und die Idee wurde wieder in die Schublade gesteckt.
Skulpturskizze
Claudio Marchetti
Denkmal und Erinnerungsort
Die Eröffnung des Denkmals am 28.09.2024 war der erste Schritt zur Gestaltung des Erinnerungsortes. Seit dem 21.11.2024 wird das Projekt „Erinnerungsort“ durch die inhaltliche Beschreibung und Bedeutung dieses Ortes nachhaltig unterstützt: Eine Stele am Beginn des Weges zum Denkmal wird über die historische und aktuelle Bedeutung informieren. So wird das Denkmal sinnvoll ergänzt durch eine Informationstafel, von der aus man per QR-Code das Moorsoldatenlied direkt hören kann, und zudem auf weitergehende Informationen zugreifen kann: auf die neue Webseite „moorsoldaten.info“, die eigens für diesen Anlass gestaltet worden ist.
Mit dem Barbaraplatz haben wir den passenden Standort gefunden. Im Eingangsbereich des neugestalteten Sportparks Rheinpreußen und der Umgestaltung der „Grünen Mitte“ Meerbecks einerseits, andererseits steht der Erinnerungsort auf dem Schulhof der Barbaraschule, einem Ort, an dem viele Jugendliche ihren schulischen Abschluss und beruflichen Start finden. Und es steht als Mahnmal gegenüber dem ehemaligen Haus der Hitlerjugend.
Ein großer Dank an die Verwaltung der Stadt Moers für die Unterstützung bei der Planung und der Umsetzung ein ebenso großer Dank an die Firma Knappmann, die sich immer sehr engagiert und hilfsbereit eingebracht hat.
Gemeinsam mit der Geschwister-Scholl-Schule übernehmen wir die Verantwortung für die Pflege und den Erhalt dieses Ortes. Es wird ein Erinnerungsort und uns Pflicht, diese Botschaft weiterzutragen und dafür zu sorgen, dass die Lehren aus der Vergangenheit nicht verloren gehen.
Hans-Jürgen Vorsatz (links)
Hans-Jürgen Vorsatz zu seinem Denkmal:
Als Material für das Denkmal habe ich Basaltlava verwendet, die vor 10.000 Jahren in der Eifel aus flüssiger Lava entstanden ist und im Erkaltungsprozess zu 5- bis 7-eckigen Säulen geformt wurde.
Dieses Material ist nicht kalt und hart, sondern aktiv im Inneren. So wie die Menschen im Widerstand gegen die Nazi-Diktatur.
Für den Erinnerungsort der „Moorsoldaten“ in Moers-Meerbeck, Barbaraplatz, habe ich eine mächtige, starke Basaltlavasäule gesucht. In den Steinbrüchen rund um den Eifelort Mayen fand ich dann diese imposante starke Säule, die mir genau recht erschien: das wiederzugeben, was den Menschen damals so Ungeheuerliches widerfuhr.
Diese so große, mächtige Säule spaltete ich vertikal in zwei Teile, um damit aufzuzeigen, mit welcher Kraft, Geist und Willen die Menschen in der Lage waren, Unterdrückung und Unrecht zu überwinden. Die sichtbaren Spuren der Bohrungen der Spaltung spiegeln den Willen dazu wider.
Der Platz vor der Barbaraschule: Im Hintergrund das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, davor der neu gestaltete öffentliche Platz - der offene Raum beinhaltet große, in sich mächtige, ruhende Bäume - abgetrennt durch eine denkmalgeschützte Mauer, die sich durch Herausnahme eines Elements zum Denkmal hin öffnet.
Zu diesem sich öffnenden Raum führt eine rote Granitspur hinein, die sich gewaltig aufbäumt und die Säule symbolisch auseinanderdrückt.
In diesem Raum, der Energie freisetzt, weil sich unbeugsamer Wille zeigte, für Frieden und Freiheit zu kämpfen, steckt gewaltig und mächtig das Symbol der „Moorsoldaten“, der Spaten, tief in den Granit hinein, aus mächtig geformtem Stahl geschmiedet.
Der Weg, die Mauer, die Öffnung setzen symbolisch die Gedanken frei, um auf dem Weg zum „Denk“- und Mahnmal - auf dem Denkmal-Platz - zu verweilen, um hier mit sich und dem Denkmal für eine friedvolle und demokratische Zukunft zu sein.
Wir erinnern uns - für die Zukunft, hier am Denkmal.
Die Daten:
Basaltlava Eifel / Mayen; 3,65 x 1,40 x 1,20 Meter; 7,5 Tonnen
Balmoral Granit / Finnland; 15,15 Meter
Gedenksitzplatz Basaltlava
Schmiedeeiserner Spaten handgeschmiedet. Ausführung:
Dietrich Weber, Kunstschmied und Metallgestalter, Moers, https://dietrichweber.de/
Realisierung: 2022 - 2024
Entwurf und Ausführung: Bildhauer Hans-Jürgen Vorsatz, Duisburg, https://vorsatz-kunst.de/
Zum Weiterlesen:
Ansprache zur Eröffnung von Bärbel Bas (PDF-Download)
Ansprache zur Eröffnung von Ulrich Hecker (PDF-Download)
Ich bin sehr dankbar, dass vor drei Jahren Dr. Bernhard Schmidt und Ulrich Hecker vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ auf mich zukamen und diese Idee erneuern wollten. Bernhard Schmidt konnte das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit leider nicht mehr erleben. Er hinterlässt uns aber wichtige Ergebnisse seiner Forschungen u.a. zu den Moorsoldaten.
Mit dem Beschluss dies gemeinsam zu entwickeln, machten wir uns auf die Suche nach Unterstützung, einem Künstler, der Finanzierung und dem Standort.
Die Unterstützung fanden wir mit der Schirmherrin dieses Projektes in der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.
Wir sind sehr stolz darauf, dass sich die Bundestagspräsidentin sofort die Schirmherrschaft über unser Projekt übernommen hat, eine Würdigung dieses Vorhabens, die uns sehr ehrt.
Der Künstler war schnell gefunden: Hans-Jürgen Vorsatz, der bereits in Moers das Mahnmal vor dem Alten Landratsamt gestaltete, war sehr schnell von der Idee begeistert und entwickelte die Skizze von Claudio Marchetti mit seinem Erfahrungshintergrund und seiner Kompetenz weiter. Lieber Hans-Jürgen, herzlichen Dank.
Dank auch an Dietrich Weber, Kunstschmied und Metallgestalter aus Moers, der uns den Spaten der Moorsoldaten und die Informationsstele am Zugang zum Denkmal schmiedete.
Die Finanzierung war schwieriger.
Mit jedem Ministerium auf Landesebene sind wir auf die Suche nach Fördertöpfen gegangen, Überall erhielten wir Zustimmung, aber leider keinen Hinweis auf mögliche Förderquellen. Erst der Hinweis auf die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland half uns weiter. Eine positive Stellungnahme des Kreises Wesel, ein positives Votum der Fachjury und der erste Meilenstein war erreicht.
Weitere Unterstützung erhielten wir vom Rat der Stadt Moers, der nahezu einstimmig dafür votierte, einen Antrag an das Heimatministerium NRW zu stellen, um über den Heimatfonds eine weitere wichtige Finanzierung einzuwerben. Lieber Herr Fleischhauer, liebe Ratsmitglieder, liebe Verwaltung: Herzlichen Dank !
Mit Mitteln der Stadt Moers und vielen Einzelspenden konnten wir unser Ziel nunmehr fast erreichen.