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Aus dem Lager geschmuggelt

Hanns Kralik

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Lya Kralik: Besuch in Börgermoor

„Im Gefängnis hatten wir gehört, dass Düsseldorfer Frauen ihre inhaftierten Männer im KZ Börgermoor bei Papenburg in Ostfriesland besuchen wollten. Einen Tag vorher wurde ich vorübergehend aus der Haft entlassen. Am nächsten Tag fuhr ich mit 30 Frauen ins Moor; denn mein Mann war auch dort. Nach 10-stündiger Fahrt kamen wir in diese trostlose Gegend, kein Baum, kein Strauch, nur weite Heidefläche, die Gefangenen mussten hier Torf stechen. Nur bis 100 Meter durften wir uns dem mit Stacheldraht umzäunten Lager nähern. Ein SS-Mann kam heraus, um uns zu sagen, der Kommandant sei abwesend, wir dürften unsere Männer nicht sehen. Uns überfiel eine scheußliche Traurigkeit, wir ließen nicht locker, saßen im Chausseegraben, und immer wieder gingen wir zu zweien an den Stacheldraht. Unsere Zähigkeit hatte Erfolg, nach 4 Stunden kam ein SS-Mann, um sich die Namen der Männer, die wir besuchen wollten, aufzuschreiben. Unsere Männer waren in alte Schupo-Uniformen gekleidet mit Krätzchen auf dem Kopf. Zehn Minuten Sprechzeit wurde uns bewilligt.

Jeder unserer Männer hatte kleine selbstgebastelte Geschenke mitgebracht. Hanns brachte mir zwei aus Bast gefertigte Schalen mit, mit buntem Bast war die Torfarbeit und seine Gefangenennummer eingearbeitet. Er flüsterte mir zu: Wenn du das Ende zurückwickelst, findest du ein Papier, darauf ist das in Börgermoor entstandene Moorsoldatenlied aufgezeichnet.“

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Lya Kralik

„Ich sah noch verschiedene Freunde jenseits des Stacheldrahts, die uns freundlich zunickten und winkten. So erinnere ich mich an Wolfgang Langhoff, den Düsseldorfer Schauspieler, der dann 1935 das 'Moorsoldatenbuch' herausbrachte, und Rudi Goguel, der das Moorsoldatenlied komponiert hatte.“

Mit Hunden wurden die Frauen nach dem Besuch zurück zum Bus gehetzt.

Hanns Kralik (1900 - 1971)

Der Grafiker und Maler Hanns Kralik, ursprünglich Bergmann aus Moers, wurde als Mitglied der KPD und „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ im März 1933 in Düsseldorf verhaftet und im Sommer 1933 in das KZ Börgermoor verschleppt. Dort gestaltete er die berühmte Zeichnung zum „Moorsoldatenlied“.

 

Nach seiner Entlassung flüchtete Hanns Kralik Ende Dezember 1934 zusammen mit seiner Frau Lya in die Niederlande und später nach Frankreich, wo sie sich der Résistance anschlossen. Hanns Kralik war u.a. für die Anfertigung gefälschter Ausweise zuständig. Um ihn herum gruppierte sich ein weit verzweigtes Netzwerk, das im Untergrund und unter ständiger Lebensgefahr hunderttausende Exemplare antifaschistischer Klebezettel, Flugblätter und Zeitungen in Südfrankreich verbreitete.

Nach der Befreiung wurde Hanns Kralik zum Kulturdezernenten in Düsseldorf ernannt.

Nach 5 Jahren rastloser Arbeit am kulturellen Wiederaufbau wurde das KPD-Mitglied Hanns Kralik Ende 1950 aufgrund des antikommunistischen „Adenauer-Erlasses“ aus seinem Amt entlassen. Danach lebte er als freischaffender Maler und Grafiker in Düsseldorf.

Hanns Kralik starb am 9. Mai 1971 in Düsseldorf.

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Im Zusammenhang mit der Erinnerung an die „Moorsoldaten“ von Rhein und Ruhr und den 9. Jahrestag des Moorsoldatenliedes fand eine große Hanns-Kralik-Ausstellung im Moerser Schloss statt. So entstand ein umfangreiches, farbiges Buch über Hanns Kraliks Leben und Werk:

 

Hanns Kralik - Mensch wie stolz das klingt. Kunst und Politik

Herausgegeben von Diana Finkele, Ulrich Hecker, Ralf Zimmermann

Grafschafter Museum im Moerser Schloss,

Moers 2023 | ISBN 978-3-00-076396-0

 

Bestellungen über:

Grafschafter-Museum@Moers.de

Zum Weiterlesen oder zum Download:
Link:

Der Grafiker und Maler Hanns Kralik, ursprünglich Bergmann aus Moers, wurde als Mitglied der KPD und „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ im März 1933 in Düsseldorf verhaftet und im Sommer 1933 in das KZ Börgermoor verschleppt. Dort gestaltete er die berühmte Zeichnung zum „Moorsoldatenlied“, die unter abenteuerlichen Umständen den Weg aus dem Lager fand.

Seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Lya von der dramatischen Begegnung:

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